RETROSPEKTIVE: RÜCKWÄRTS STATT VORWÄRTS GEHEN
- Tee Jay
- May 23, 2022
- 2 min read
Was hilft aller Sonnenaufgang, wenn wir nicht aufstehen?
- Georg Christoph Lichtenberg
Immerzu nur an sich arbeiten: härter, schneller, weiter, besser. Besser werden und besser sein, als wir es am Tage zuvor noch waren.
Gedrängt und gedrillt von einer Leistungsgesellschaft und der wunderbar abartigen Möglichkeit, sein eigenes ständig mit dem Leben anderer zu vergleichen, ist der Ausnahmezustand zum Dauerzustand geworden und der Zustand der Entspannung nur noch dann up to date, wenn er seinen Zweck erfüllt und uns langfristig nur noch leistungsfähiger macht.
Wir haben verlernt, was Nichtstun eigentlich ist und wissen gar nicht mehr, wie wichtig es ist, sich zu langweilen. Denn nur dann haben wir die Möglichkeit, unsere tiefsten Bedürfnisse aktiv wahrzunehmen und ihnen die Aufmerksamkeit zu geben, die sie verdient hätten.
Was also, wenn wir peinlicherweise tatsächlich mal Kurs verloren haben, d.h. z.B. nur die Hälfte unserer nie aufhörenden To Do Liste geschafft haben? Dann sollten wir uns bei nächsten Mal aber wirklich mehr Mühe geben, uns noch mehr anstrengen und besser vorbereitet sein! Vielleicht sogar nochmal in den nächsten Selbsthilferatgeber investieren, der wertvolle Tipps zum Thema Zeitmanagement bereithält und einen absoluten Erfolg mit der 7-Schritt-Anleitung verspricht.
Oder?
Oder wir bleiben mal kurz stehen und halten inne: nehmen wahr, was eigentlich gerade passiert ist und wie es dazu kam, dass es passiert ist. Was hat uns denn ausgebremst und grenzt das nun wirklich an einem Weltuntergang nicht ständig fokussiert und zielorientiert zu sein? Nah, I don't think so.
Der Kursverlust kann sogar wunderbar produktiv sein, wenn wir ihn nur lassen, denn er kann uns ebenso bewusst machen, dass der Kurs, auf dem wir uns befinden, nicht der richtige ist, wir zu schnell unterwegs sind, oder mit unserem Gefährt noch nicht imstande sind, diese Route zu meistern.
Ob Stagnation oder Rückschlag: Manchmal ist es gut, wenn wir auch mal einen großen Schritt zurück machen, um die Dinge bewusster, aufmerksamer und klarer wahrzunehmen. Wer immer nur direkt vor seinen Erfolgen steht, kann gar nicht richtig wahrnehmen, inwiefern diese die Dinge um uns herum ebenfalls beeinflussen.
Wir müssen das Gesamtkonstrukt in Augenschein nehmen, um wirklich zu sehen.
In diesem Sinne: don't stress yourself too much und schalte auch mal einen Gang zurück, das tut nicht nur unglaublich gut, sondern ist sogar von Zeit zu Zeit auch eine produktive Weise der Retrospektive.
Hab einen schönen Start in die neue Woche!
Deine Tabea-Jane

Comments